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John and Gill pictured at the Soi Dog shelter with rescued dogs

 

Zur Rente nach Thailand

Auf den ersten Blick erscheinen John und Gill Dalley wie jedes andere englische Paar, das seinen Ruhestand auf Phuket genießen möchte. Beide waren in Ihrer Heimat erfolgreiche Geschäftsleute, Gill im Bankwesen und John in der chemischen Industrie.

Das Paar heiratete 1996 auf Phuket und verliebte sich sofort in das tropische Paradies an der Westküste Thailand´s. Nach Ihrer Hochzeit kam das Paar viele Male zurück, um Urlaub zu machen und entschieden schon bald, dass Phuket zu Ihrer neuen Heimat werden sollte, sobald genügend Rücklagen für den Ruhestand gebildet waren.

Dieser Traum ging 2003 in Erfüllung. John war damals 53 Jahre alt, Gill 44 Jahre jung, als die Beiden nach Phuket flogen, um Ihr neues Leben zu beginnen.

Nach Jahren der Arbeit waren die Beiden dazu bereit, Ihr Leben radikal zu ändern und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Beide wollten sich innerhalb der lokalen Gemeinschaft engagieren, um der Insel, welche Ihnen über die Jahre so viele glückliche Momente beschert hatte, ebenfalls etwas geben. John und Gill entschieden sich dazu, sich dem Schicksal der Straßentiere der Insel anzunehmen, welches faktisch ein Problem in ganz Thailand war.

Bereits während früherer Besuche wurden die Dalley´s nicht nur auf die alarmierende Anzahl herrenloser Hunde und Katzen auf Phuket´s Straßen aufmerksam (zur damaligen Zeit geschätzte 70.000 Tiere), sondern auch auf deren besorgniserregenden Gesundheitszustand. John sagte:

Zu Anfang waren wir schockiert. Die meisten Hunde waren durch Mangelernährung ausgemergelt. Viele litten unter Räude und waren von Wunden übersät. Einige hatten offene Wunden, vielleicht durch Verkehrsunfälle, Hundekämpfe oder menschliche Gewalt verursacht. Viele der Wunden waren mit Maden oder Parasiten befallen und entzündet. Sie lebten auf der Straße ohne dass sich jemand um sie gekümmert hätte. Ich wollte eine Lösung finden, um das Leben dieser Tiere zu verbessern, war aber unsicher, wie ich das schaffen sollte. Das Ausmaß der Problematik war einfach überwältigend groß.


Die Begegnung mit Margot

Als John und Gill damit begannen, herauszufinden, was bereits für die Straßenhunde und -katzen getan wird, lernten sie Margot Homburg kennen, eine niederländische Auswanderin, die gerade erst von Bangkok nach Phuket umgezogen war. Margot hatte bereits in Bangkok Straßentiere in Ihrer Nachbarschaft zur Kastration zum Tierarzt gebracht und sie hatte eine Tierschutzorganisation mit dem Namen Soi Dog Foundation gegründet. Sie schlossen sich zusammen und entschieden, dass die einzig sinnvolle Langzeit-Lösung zur Bekämpfung der Straßentier-Problematik in Phuket in einer Massenkastration liegt. Dies würde die Anzahl der neu geborenen Straßentiere signifikant senken und so unzählige Welpen vor einem Leben auf der Straße und voller Leid bewahren.

Gemeinsam begannen die drei Kastrationsaktionen auf der gesamten Insel durchzuführen. John, Gill und Margot wurden zu Hundefängern (und im Zweifelsfall auch die veterinärmedizinischen Assistenten) während die eigentlichen Kastrationen von freiwilligen Tierärzten aus dem Ausland durchgeführt wurden. Eine australische Tierärztin, welche sich auf ein kleines Kastrations-Programm mit Schwerpunkt auf die zahlreichen Tempel in Phuket (in denen viele Straßenhunde von den dort lebenden Mönchen versorgt werden) konzentriert hatte, übergab Ihr gesamtes Equipment an Soi Dog, als sie nach Hong Kong umzog. Zwei lokale Tierärzte boten Ihre Hilfe zum Selbstkostenpreis an. Das Programm startete als ein sehr kleines, aber effektives Unterfangen.

 

Verzweiflung und Hoffnung

2004 mussten sich die Dalley´s zwei kaum zu bewältigenden Herausforderungen stellen.

Im September erkrankte Gill an einer seltenen Form der Septikämie, als sie versuchte einen betäubten Hund zu retten, der in eine überflutete Wiese geflüchtet war. Sie wurde nach Bangkok geflogen und lag mehrere Wochen im Koma. Die Ärzte hatten ihr nur eine geringe Überlebenschance gegeben und prognostiziert, dass sie wahrscheinlich sowohl ihre Arme als auch ihre Beine verlieren würde, wenn sie überleben würde. Sie rechneten nicht mit Gill's Kampfgeist und obwohl sie beide Unterschenkel verlieren sollte, überlebte sie und konnte immer noch ihre Arme benutzen. Drei Wochen nach der Amputation ihrer Beine entließ sie sich aus dem Krankenhaus und kehrte am 22. Dezember 2004 nach Phuket zurück, entschlossen, Weihnachten zu Hause zu genießen.

Am 26. Dezember, nur vier Tage später, ereignete sich der verheerende Tsunami im Indischen Ozean, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen, darunter Leone Cosens, Gill's engste Freundin und engagierte Freiwillige der Soi Dog Foundation.

Wenn 2004 ein Jahr des Verlustes war, war 2005 ein Jahr der Hoffnung. Nachdem die Soi Dog Foundation die ersten drei Tage nach dem Tsunami mit der Bewältigung der menschlichen Krise verbracht hatte, startete sie - zunächst mit Gill im Rollstuhl - eine große Operation in der gesamten Region. Es galt unzählige verlassenen Hunde zu füttern und zu behandeln, von denen Tausende ebenfalls ihr Zuhause und jegliche Nahrungsgrundlage verloren hatten. Wenn es an einer solch schrecklichen Katastrophe etwas Gutes geben kann, dann war es die Tatsache, dass Soi Dog alles auf eine Karte gesetzt hatte. Monate nach dem Tsunami wurde die junge Stiftung mit Hilfsangeboten von Tierärzten und anderen Freiwilligen überschwemmt und konnte mehrere mobile Kliniken betreiben.

Darüber hinaus suchte die WSPA (Weltgesellschaft für Tierschutz), deren Spendenaktionen nach der Katastrophe sehr erfolgreich waren, nun nach Partnern. Sie gewährten der Soi Dog Foundation eine zweijährige Unterstützung, mit der die ersten Vollzeit-Tierärzte und Hundefänger beschäftigt werden konnten. Gill erhielt ihre erste Prothese und brachte sich selbst das Gehen bei. Der Rollstuhl wurde auf den Dachboden gebracht und erst in den letzten Wochen ihres Lebens wieder benutzt.

Ende 2005 erhielt Soi Dog als erste Einrichtung seiner Art den Status einer Stiftung in Thailand und ein thailändischer Vorstand wurde gewählt.

In der Stadt Phuket wurde ein Gebäude gemietet, aber da immer mehr verlassene Hunde dort untergebracht werden mussten, wurden größere Räumlichkeiten benötigt. Soi Dog übernahm die Leitung des staatlichen Tierheims und durfte im Gegenzug für Verbesserungen einen Teil der Einrichtung als Klinik und Unterbringung für eigenen Hunde nutzen.

Auf und Ab

Margot, die an einer Krankheit litt, kehrte 2006 nach Bangkok zurück und überließ es Gill und John, die Soi Dog Foundation in den nächsten zehn Jahren durch eine unglaubliche Expansion zu führen - immer geleitet von ihrem ursprünglichen Engagement, das Leiden der Straßenhunde und -katzen in Thailand zu lindern.

Als die Soi Dog Foundation wuchs, musste ein neuer Standort für das Tierheim und die Klinik gefunden werden, da die Regierung befand, dass es für eine Stiftung nicht angemessen war, eine staatliche Einrichtung zu betreiben. Im Jahr 2008 wurde in Mai Khao, im Norden von Phuket, ein großes Gebiet gefunden. Mit dem Bau eines neuen Tierheims wurde begonnen, das bis heute das Hauptquartier der Stiftung ist.

Im Jahr 2011 startete die Soi Dog Foundation eine Kampagne, um den illegalen Export von geschätzten 500.000 thailändischen Hunden pro Jahr für den Hundefleisch-Handel nach Vietnam zu beenden. In den fünfzehn Jahren vor 2011 waren nur zwei Personen festgenommen worden. Der Handel war aufgrund der bestehenden Gesetzgebung illegal, welche die Verbringung nicht geimpfter Hunde und damit die mögliche Ausbreitung von Tollwut verbietet. Tausende von Hunden wurden damals gerettet und Dutzende von Verhaftungen durch das Undercover-Team der Soi Dog Foundation vorgenommen.

2013 waren die Bedingungen für die geretteten Hunde in den überfüllten, staatlichen Tierheimen so schlecht, dass viele von ihnen an Krankheiten starben. Soi Dog hatte damals kein Budget, um mehrere tausend Hunde angemessen zu versorgen und so sammelten Soi Dog Unterstützer Spenden, mit denen auf staatlichem Land in Buriram, Nordost-Thailand mehrere großzügige Tierheime von Soi Dog errichtet werden konnten. Ebenso wie die Baukosten, stellte Soi Dog das benötigte Futter und Medikamente zur Verfügung, um diese Hunde gesund zu erhalten. Regelmäßig wurden Gruppen dieser Hunde in unser Tierheim nach Phuket transportiert, wo sie sozialisiert wurden und einen abschließenden Gesundheitscheck erhielten, bevor sie ins Ausland adoptiert wurden.

Thailand hat Ende 2014 sein erstes Tierschutzgesetz verabschiedet. Unter anderem ist es aufgrund des Gesetzes zur Verhütung von Tierquälerei und Tierschutz illegal, Hunde- und Katzenfleisch zu verzehren. Die Soi Dog Foundation saß im Ausschuss, der alle Einzelheiten des Gesetzes entwarf, und John bleibt einer der wenigen Ausländer, die an der Ausarbeitung von Gesetzen in Thailand beteiligt waren.

Heute verfügt Soi Dog über hochmoderne Tierkliniken für Hunde und Katzen, erstere ist die größte und modernste Klinik Asien´s, bestimmt für die Behandlung von Straßenhunden. Gill widmete sich in den letzten vier Jahren ihres Lebens der Planung und Überwachung des Baus der Klinik, um ein Versprechen zu erfüllen, das sie viele Jahre zuvor gemacht hatte - die bestmögliche Behandlung für ihre geliebten Straßenhunde zu gewährleisten.

Fast eine Million Hunde und Katze wurden seit der Gründung der Soi Dog Foundation kastriert, darunter mehr als 80% der Streunerpopulation auf Phuket. Der Anblick zehntausender abgemagerten und kranken Hunde auf den Straßen gehört, zumindest in Phuket, der Vergangenheit an. Inzwischen werden mobile Kastrationskliniken in anderen Provinzen betrieben und nach Bangkok ausgedehnt, das die größte Straßenhundepopulation in Thailand hat. John und Gill brauchten neun Jahre, um die ersten 50.000 Tiere zu kastrierten und zu impfen. Die nächsten 50.000 Kastrationen waren in nur drei Jahren bewältigt. Im Jahr 2019 hat die Soi Dog Foundation zum ersten Mal in einem Kalenderjahr über 100.000 Kastrationen durchgeführt und übertraf im Jahr 2023 die Marke von einer Million kastrierter Tiere. Mittlerweile kastriert und impft die SoI Dog Foundation mehr Streunertiere als jede andere Organisation auf der Welt.

Gill Dalley ist Anfang 2017 nach einem kurzen Kampf gegen eine Krebserkrankung verstorben. John bleibt weiterhin die treibende Kraft bei Soi Dog und hält Gill´s Visionen für Thailand´s Straßentiere am Leben. Im Jahr 2020 wurde ihm zum Geburtstag von Königin Elizabeth II. ein MBE für seine Verdienste um den Tierschutz in Südostasien verliehen. Bitte klicken Sie hier, um Gill´s Vermächtnis am Leben zu erhalten.